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DFG-Projekt "Phonographische Musikpraxis und sozialistische Zentralautoritäten"

Phonographische Musikpraxis und sozialistische Zentralautoritäten: Produktionspolitiken des DDR-Plattenlabels Amiga 1971–1990

 

Das Projekt widmet sich den Produktionspolitiken des Plattenlabels Amiga, welches als eines von sechs Abteilungen des einzigen Tonträgerherstellers der DDR, des VEB Deutsche Schallplatten, für das Produzieren, Kuratieren und Veröffentlichen populärer Musik zuständig war. Die Amiga war jene Instanz, die das Angebot materiell verfügbar machte, wobei sich die Zielperspektiven und Produktionsumgebungen des Labels selbst erheblich auf populäre Musikrichtungen wie Rock, Pop, Schlager und Jazz und damit auch auf die Repräsentation von DDR-Künstler*innen auswirkten. Die Effekte der Wechselwirkungen zwischen den zentralstaatlichen Organisationsstrukturen, den dazu zum Teil quer liegenden informellen Netzwerken und den Orten und Instrumentarien der Produktion auf die Arbeitszusammenhänge innerhalb der Amiga sind bislang nur in Ausschnitten untersucht worden und bilden den Ausgangspunkt des vorliegenden Projektes.

Ziel ist es, die Produktionspolitiken des Plattenlabels Amiga sowohl auf Basis historischer Quellen als auch interviewgestützt zu rekonstruieren und an ihrem Beispiel sozio-technische Konstellationen zu kartieren, in denen phonographische Musikangebote entstehen. Untersucht wird, wie in der DDR mittels musikverlegerischer Aktivitäten versucht wurde, Einfluss auf die Ausformung des populären Musikfeldes zu gewinnen. Verknüpft ist dies mit der Grundannahme, dass Medieninstitutionen und Medientechnologien allgemein in die Prozesse involviert sind, in denen Musik eine materielle Erscheinungsform gegeben wird. Die vielfältigen Normierungen, die sich aus organisationalen Strukturen und der Etablierung apparativer Anordnungen (v. a. in Tonstudios) herleiten, setzen der musikalisch-klanglichen Realisierung buchstäblich einen Rahmen – was die Hervorbringung von ästhetisch Neuartigem freilich nicht ausschließt.

Zum Zwecke einer systematischen Aufschlüsselung werden vier Untersuchungsfelder unterschieden: (1) zentralistische Entscheidungsbereiche, (2) Geschäftsstruktur und Administration, (3) Repertoirebildung und (4) Tonstudioarbeit. Die vier Untersuchungsfelder ermöglichen es, die Produktionspolitiken der Amiga in der Zusammenschau von Makro-, Meso- und Mikroebene zu analysieren: In Bezug auf die zentralistischen Entscheidungsbereiche wird mittels der Analyse historisch-archivalischer Quellen darauf abgezielt, den Denk- und Handlungsrahmen zu rekonstruieren, der durch kulturpolitische und planwirtschaftliche Weisungen für die Amiga aufgespannt wurde. Die mesoanalytische Blickachse in Anschlag bringend, werden die institutionellen Logiken des VEB Deutsche Schallplatten und die organisationalen Strukturen von Amiga hinsichtlich ihrer Effekte auf die phonographische Musikpraxis fokussiert. Dabei wird entlang der Repertoirebildung nachzuvollziehen sein, wie Amiga mit den Gegebenheiten operierte, die sich aus der kulturellen Dynamik populärer Genres ergaben und die das Label im Spannungsfeld von politischen Direktiven, materiellen Ressourcen und Bedürfnissen des Publikums beherrschbar machen musste. Die Arbeit im Tonstudio schließlich wird als sozio-technisches Gefüge analysiert, welches durch räumlich-materielle Infrastrukturen, persistente und sich neu zusammensetzende Handlungsarrangements und Wissensbestände sowie Selbst- und Weltverständnisse der beteiligten Akteure hervorgebracht wird.

Das Projekt versteht sich insgesamt als Beitrag zur Rekonstruktion und Interpretation musik- und medienhistorischer Verläufe und Konstellationen, die eine Differenz gegenüber den historiografisch und empirisch gut dokumentierten marktwirtschaftlichen Medienindustriekomplexen markieren.

  

Projektlaufzeit: 01.08.2024 bis 31.07.2027

 

Projektleiter: PD Dr. Christofer Jost, Zentrum für Populäre Kultur und Musik, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

Projektmitarbeiterin: Antonia Kunze, M.A., Zentrum für Populäre Kultur und Musik, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

Studentische Hilfskraft: Finja Baumhakl

 

 

 

 

 

 

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Michael Fischer, Markus Tauschek:
Konstruieren - Imaginieren - Inszenieren
 
 

 

 
Jahrbuch des Zentrums für Populäre Kultur und Musik
 
 Titeleinband des Jahrbuchs des Zemtrums für Populäre Kultur und Musik, Band 68: Weltmusik und ihre Kritik
 

 

 Knut Holtsträter, Sascha Pöhlmann (Eds.): Americana

 

  

 
Jahrbuch des Zentrums für Populäre Kultur und Musik
 
 

 

 
Irene Brandenburg, Nils Grosch (Hrsg.):
Die >andere< Stimme
 
Titeleinband des Bands 37: Die andere Stimme der Reihe Populäre Kultur und Musik
 

 

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