Rückblicke 2009

Kultur- und kommunikationsgeschichtlicher Wandel des Liedes im 16. Jahrhundert
Tagung in Freiburg, Universität Freitag und Samstag, 27. und 28. November 2009, Haus zur Lieben Hand

     
georg_forster_wandel_lieder_im_16.jh.jpg   Bild:  Georg Forster: Des außbund schöner Teutscher Liedlein, Stimmbuch Altus, Nürnberg 1549. Deutsches Volksliedarchiv 
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Die Tagung wendet sich dem kultur- und kommunikationshistorischen Wandel des populären Liedes im 16. Jahrhundert zu. Zwei zentrale Gattungen der Lieddistribution werden beleuchtet: Liederbücher und Liedflugschriften. Aus interdisziplinärer Perspektive sollen dabei medien- und kommunikationshistorische Aspekte herausgestellt werden, insbesondere das Zusammenspiel von marktwirtschaftlich gesteuerter Produktion in den städtischen Zentren sowie synchrone und diachrone Diffusion und Rezeption innerhalb der Frühen Neuzeit. Über diesen Zeitraum hinaus beschäftigt sich die Tagung auch kritisch mit der Rezeption dieses Liedrepertoires im 19. und 20. Jahrhundert, insbesondere bezüglich der damit verbundenen Konstruktion des "Volkslied"-Begriffs (Theorie der Popularität, Anciennität und Persistenz von "Volksliedern").

Veranstaltet wird die Tagung vom Deutschen Volksliedarchiv (Dr. Michael Fischer, Dr. Nils Grosch) und dem Department of German Studies der University of Arizona, Tucson, USA (Prof. Dr. Albrecht Classen).

Das Deutsche Volksliedarchiv bedankt sich bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der University of Arizona Foundation für die finanzielle Unterstützung der Tagung sowie bei der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg für die Bereitstellung der Tagungsräume im "Haus zur Lieben Hand"

Kontakt:

Dr. Michael Fischer michael.fischer@dva.uni-freiburg.de 0761/7050315
Dr. Nils Grosch nils.grosch@dva.uni-freiburg.de 0761/7050321





Referentinnen und Referenten:

Daniel Bellingradt (Freie Universität, Berlin), Prof. Dr. Albrecht Classen (University of Arizona, Tucson), Dr. Michael Fischer (Deutsches Volksliedarchiv, Freiburg), Prof. Dr. John Flood (University of London), Dr. Nils Grosch (Deutsches Volksliedarchiv, Freiburg), Franz Götz (Bayerische Staatsbibliothek, München), Prof. Dr. Gabriele Haug-Moritz (Universität Graz), Prof. Dr. Dietrich Helms (Universität Osnabrück), PD Dr. Martin Kirnbauer (Universität Basel), Stephanie Moisi (Universität Graz), Dr. Eberhard Nehlsen (Universität Oldenburg), Dr. Frieder Schanze (Universität Tübingen), Andreas Schlegel (Menziken), Prof. Dr. Nicole Schwindt (Musikhochschule Trossingen), Andreas Wittenberg (Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz).


Tagungsprogramm

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Ausstellung

Auswanderung gespiegelt in Liederbüchern und Archivmaterialien

   
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Anlässlich des 37. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde mit dem Thema: „Mobilitäten“ zeigt das Deutsche Volksliedarchiv eine kleine Ausstellung: „Auswanderung, gespiegelt in Liederbüchern und Archivmaterialien“. Sogar in Kinderliedern wurde das Thema in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts angesprochen. Der Dichter, der den Zugvogel als „Auswanderer“ die Ursache ansprechen lässt: „es zwingt mich die Not, zu meiden die Heimat, wo Hunger mir droht“, kann in der Analogie auch die Hoffnung auf eine Wiederkehr in eine veränderte Heimat aufzeigen: „Doch lenzt es erst wieder, dann kehr‘ ich nach Haus und eile voll Sehnsucht den Schwalben voraus.“

Bild:  Friedrich Zimmer: Sang und Klang. Kleine Lieder von deutschen Dichtern mit neuen Weisen zum Singen und Spielen. Mit Zeichnungen deutscher Künstler. 3. Aufl. Berlin-Lichterfelde, Vieweg, [um 1895].


Gastvortrag Prof. Dr. Albrecht Classen, University of Arizona

Vergewaltigung der Frau in der deutschen Liedliteratur des Mittelalters und der Frühen Neuzeit, Donnerstag, 30. Juli 2009, 18.15 Uhr

 

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Bild:  Männliche Zudringlichkeit aus weiblicher Perspektive
Artemisia Gentileschi: Susanna und die Alten (1610).


Gewalt und Notzucht haben, wie uns nicht zuletzt die Literaturgeschichte vor Augen führt, schon immer zu den schwerwiegendsten Problemen der Menschheit gehört. Bereits in der Lieddichtung des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit scheint diese Problematik auf, wenngleich stellenweise durch die Metaphernsprache der Zeit verschlüsselt. Männliche Gewalt gegenüber Frauen wurde gefürchtet, in Liedern thematisiert und auch verurteilt. Deshalb verspricht eine Beschäftigung mit diesen Texten Erkenntnisse zur Geschichte des Gender-Diskurses. Das Deutsche Volksliedarchiv freut sich über den Gastvortrag von Prof. Dr. Albrecht Classen von der University of Arizona (Tucson, USA), der am 30. Juli 2009 Uhr im Deutschen Volkliedarchiv stattfindet. Der Beginn ist um 18.15 Uhr.

 


Das Deutsche Volksliedarchiv auf dem TFF Rudolstadt 2009

Das größte deutsche Weltmusik-Festival in Rudolstadt legt in diesem Jahr u.a. einen Schwerpunkt auf Baden-Württemberg ("Focus regional"). Prominent vertreten ist dabei das Deutsche Volksliedarchiv:

   
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  • Ausstellung "Populäre und traditionelle Lieder"
    Bibliothek Rudolstadt, Fr. 3.7. – So. 5.7. 2009, 10–20 Uhr
  • Vortragskonzert "An die Freude. Friedrich Schiller – Stationen eines rastlosen Lebens"
    Zur populären Rezeption von Schillers Liedern
    Mit: Waltraud Linder-Beroud (Vortrag), sowie folgenden Musikern: Deitsch, Duo Sonnenschirm, Thomas Friz, Christoph Lambertz & David Saam, Heinz Ratz.
    Landestheater Rudolstadt, Sa. 4.7. 2009, 17.30 Uhr
  • Vortrag: "Lieder und Legenden"
    Zu Fiktion und Wirklichkeit bei deutschen "Volksliedern"
    Mit: Eckhard John
    Bibliothek Rudolstadt, Sa. 4.7., 13 Uhr

     

Das Theater gleicht einem Irrenhause

Wirkungsgeschichte von Schillers Räubern und des Räuberliedes
So, 21.06. 11.00 Uhr Gartensaal Schloss Ebnet

Dr. Waltraud Linder-Beroud (Deutsches Volksliedarchiv, Freiburg)  hält  einen mit Liedeinlagen illustrierten Vortrag zur Wirkungsgeschichte von Schillers "Räubern" und seines Räuberliedes  "Ein freies Leben führen wir". Ergänzt wird der Vortrag durch eine Führung von Nikolaus von Gayling-Westphal zur Portraitgalerie der Familie von Sickingen, die sich im ehemals Sickingen’schen Schloss Ebnet erhalten hat, darunter Carl Graf von Sickingen, das vermutete historische Vorbild des Grafen Franz Moor in Schillers Räubern.

Dorothea Rieger, Sopran; Uraniah Keil, Klavier.
Eintritt:  9,–/erm. 6,– Euro (inkl. VVK)

 

Populäre Musik in der urbanen Klanglandschaft des 19. und frühen 20. Jahrhunderts

Symposium des Deutschen Volksliedarchivs und der Hochschule für Musik und Theater Hamburg. Veranstaltungsort: Hochschule für Musik und Theater Hamburg, 26.–28. Mai 2009

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Die buchstäblich weltweit operierenden Wanderkapellen deutscher Herkunft werden wie die Drehorgelspieler und andere musizierende Arbeitsmigranten zu Trägern und Vermittlern eines breiten musikalischen Repertoires. Viele Werke der Opusmusik wurden in spezifischer Bearbeitung als Straßenmusik auch in gesellschaftlichen Milieus popularisiert, die keinen Zugang zu den exklusiven Stätten der Hochkultur hatten. Im Laufe des 19. Jahrhunderts kamen Kulturtransfers hinzu, die durch die Mechanisierung ermöglicht wurden: Selbstspielende Klaviere in Gaststätten, Grammophone auf dem Balkon, Musik der frühen Kinematographie – für unfreiwillige zeitgenössische Ohrenzeugen vielfach ein Ärgernis.

Bestimmte Formen von Musik waren im öffentlichen Klangraum politisch durchaus aber auch erwünscht, wie sich am Status der Militärmusikkapellen im Deutschen Kaiserreich zeigt, die bei ihren Aufmärschen und Platzkonzerten stets auch ein gesellschaftliches Leitbild repräsentierten, wohingegen andere – wie etwa die Arbeitersänger – sich nur gegen Widerstände Gehör verschaffen konnten.
Das Symposium kombiniert wissenschaftliche und künstlerische Beiträge, in denen die Verschränkung verschiedener musikalischer Bereiche durch interkulturelle und intersoziale Aneignung aufgezeigt wird: Bordell und bürgerlicher Salon, Biergarten und Konzertpavillon, Kino und Kirche, Hinterhof und Opernhaus waren dabei nicht streng voneinander abgeschirmte, sondern durchaus aufeinander bezogene Sphären.
In seiner 1908 erschienenen,Der Lärm betitelten "Kampfschrift gegen die Geräusche unseres Lebens" erregte sich der Kulturphilosoph Theodor Lessing über das "Getobe unermesslich anschwellender Riesenstädte", in denen "einer auf des anderen Nervenklaviatur" spiele. Unter allen urbanen Geräuschquellen fühlte Lessing sich von Musik mit am meisten gestört. So mokierte er sich über die "grauenhafte Unsitte" der Biermusiken und Promenadenkonzerte oder die "Tyrannei" des Klavierspiels bei geöffnetem Fenster. Derlei Klagen über den städtischen, offenbar wesentlich auch musikbedingten Lärm waren seinerzeit kein Einzelfall. Der als Folge einer dynamischen Urbanisierung seit Mitte des 19. Jahrhunderts wachsende Geräuschpegel wurde vielfach problematisiert. Ein Angriffsziel bildeten dabei Störungen durch öffentliches und privates Musizieren.

 


 

Sammlung Walter Germann

Großzügige Schenkung von Frau Silvia Weimar

   
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Populäre Musikkultur ist sehr vielfältig. Ungeachtet aller Gattungstheorien und Abgrenzungsversuche zwischen E- und U-Musik singen und spielen Musiker aller Couleur das, was ihnen gefällt – oder beim Publikum Erfolg verspricht. So enthält der Teilnachlass des Schweizer Architekten Walter Germann Schlager, Männerchöre, Chansons, Clementi-Sonatinen, Volkslieder und Operetten-Melodien nebeneinander. Die Zusammenstellung erlaubt einen Einblick in das private, bürgerlich geprägte Musikleben in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und lässt zugleich Rückschlüsse auf Verlagsproduktion und Vermarktung von populärer Musik zu.

Die wertvolle und umfangreiche Sammlung wurde 1989 auf dem Antiquariatsmarkt angeboten und zunächst privat angekauft. Dank der großzügigen Schenkung von Frau Silvia Weimar (Zürich) konnte diese Sammlung nun in den Bestand des Deutschen Volksliedarchivs aufgenommen werden.

 

 

 

 

 

 

 

 

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Öffnungszeiten der Bibliothek:

Montag bis Donnerstag

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Freitag

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Jahrbuch des Zentrums für Populäre Kultur und Musik
 
 Titeleinband des Jahrbuchs des Zemtrums für Populäre Kultur und Musik, Band 68: Weltmusik und ihre Kritik
 

 

 Knut Holtsträter, Sascha Pöhlmann (Eds.): Americana

 

  

 
Jahrbuch des Zentrums für Populäre Kultur und Musik
 
 

 

 
Irene Brandenburg, Nils Grosch (Hrsg.):
Die >andere< Stimme
 
Titeleinband des Bands 37: Die andere Stimme der Reihe Populäre Kultur und Musik
 

 

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