GFPM 2024
Herzlich Willkommen auf der Website
der Jahrestagung der Gesellschaft für Popularmusikforschung
"InterMultiTrans. Disziplinaritäten in der Popularmusikforschung"
vom 10. bis 12. Oktober 2024 an der Universität Freiburg
Hier finden Sie
das aktuelle Programm (als pdf)
das aktuelle Programmheft (mit Abstracts und CV) (als pdf)
einen Gastroführer für Freiburg (als pdf)
Zur Konzeption der Tagung (aus dem Call for Paper)
An der Erforschung populärer Musik sind seit den Anfangszeiten viele Disziplinen beteiligt – Kulturanthropologie/-wissenschaft, Musikpädagogik, Musikwissenschaft (historisch, systematisch und ethnologisch), Medienwissenschaft, Literaturwissenschaft, Soziologie usw. Das spiegelt sich in der Existenz verschiedener, auch internationaler Fachgesellschaften und der Vielfalt an Begrifflichkeiten für den Gegenstand wider: Forschung über populäre Musik, Popularmusikforschung, Popular Music Studies, Popmusicology oder auch Popmusikforschung.
Auf der 34. Jahrestagung der GFPM möchten wir vor diesem Hintergrund reflektieren, wie sich Disziplinarität in unserem Forschungsbereich niederschlägt, welche Potentiale die verschiedenen Disziplinen haben und welche methodischen und institutionellen Herausforderungen sie bieten. Damit verbunden ist die Frage danach, was Popularmusikforschung als Kaleidoskop oder Schnittfläche von Fächern und Disziplinen leisten kann, um im Wettbewerb um wissenschaftliche Nachhaltigkeit, gesellschaftliche Aufmerksamkeit und Fördermittel zu bestehen.
Die in der Überspitzung des Schlagworts InterMultiTrans liegende Frage nach der Inter-, Multi- und Transdisziplinarität nicht nur der Popularmusikforschung kann als Anstoß verstanden werden, die in unserem Forschungsfeld vorhandenen Tendenzen zur Öffnung und Erweiterung fachlicher Perspektiven zu reflektieren und in eine vertiefende Diskussion über Chancen und Herausforderungen wissenschaftlicher Disziplinarität einzutreten.
Wir erkennen in diesem Zusammenhang drei Themenbereiche: InterMultiTrans in seiner/ihrer wissenschaftstheoretischen, wissenschaftspolitischen und berufsalltäglichen Dimension.
1. InterMultiTrans als wissenschaftstheoretische Komponente
Neben Tiefenbohrungen in die Geschichte unseres Forschungsbereiches und weiteren Blicken in eine mögliche Vorgeschichte aus verschiedenen Disziplinen sollen Fragen erörtert werden, die aktuell relevante gesellschaftspolitische Felder tangieren: etwa die Entwicklung und Nutzung von künstlicher Intelligenz, Forschung mit Hilfe von Big Data oder Forschung im Anthropozän bzw. Kapitalozän.
Zweifellos hat die kulturwissenschaftliche Wende maßgeblich dazu beigetragen, die Fächer durchlässiger, ‚weicher‘ und anbindungsfähiger zu machen; sie begünstigte sicher aber auch die Inflation der Nomenklaturen inter-, multi-, und transdisziplinär. Hier steht die Frage im Raum, ob und inwieweit in der Forschungspraxis selbst klare Grenzen zwischen dem Interdisziplinären und dem Transdisziplinären gezogen werden, die den im Feld der Wissenschaftstheorie formulierten Definitionen und Modellen Rechnung tragen. Ebenso scheint die Frage virulent, wie viele Disziplinen man an den Tisch holen muss, um Multidisziplinarität zu erreichen.
2. InterMultiTrans als wissenschaftspolitische Größe
InterMultiTrans lenkt als Schlagwort den Blick auf eine wissenschaftliche Aufmerksamkeitskultur, die in ‚alte‘ und ‚neue‘ Forschungsansätze unterscheidet und daraus Qualitätsmerkmale ableitet. Wer „intermultitransdisziplinär“ arbeitet, erfährt oft eine größere Aufmerksamkeit. In einigen Disziplinen und Arbeitsumfeldern kann „intermultitransdisziplinär“ allerdings negativ ausgelegt werden und Wege verbauen.
Der Aspekt der Disziplinarität – als spezifische Eigenschaft einer Disziplin – betrifft dabei nicht nur die Theorien, Methodologien und Themenbereiche, sondern auch Aspekte von Wissenschaftspolitik und Hochschul-Governance, etwa das Wissenschaftsmarketing und Fragen der Karriereausrichtung, die Denomination von Professuren und die Einbindung von Studiengängen in fakultäre Strukturen und Lehrpläne. Auch die Verteilung von Gremienplätzen und die Vergabe von Forschungsgeldern spielen eine Rolle. In Anbetracht der Tatsache, dass eine Reihe der Disziplinen, die in der Popularmusikforschung abgebildet sind, den sogenannten Kleinen Fächern zugeordnet werden (Portal Kleine Fächer, https://www.kleinefaecher.de) und damit infrastrukturell benachteiligt sind, erscheint die Frage nach der Disziplinarität in die Fachkultur eingeschrieben.
3. InterMultiTrans im Berufsalltag und als Karrierefaktor
Inter-, Multi- und Transdisziplinarität erscheint als Berufs- und Karrierefaktor ambivalent: Einerseits werden entsprechende Zugriffe begrüßt und befördert, andererseits erleben Forscher*innen auch institutionellen und persönlichen Widerstand, wenn sie die Grenzen ihrer Disziplin(en) erweitern oder überwinden wollen und in Konflikt mit ‚Forschungstraditionen‘ geraten.
Diesen als problematisch empfundenen alltäglichen Aushandlungen soll auf der Tagung im Rahmen von z.B. Workshops und Diskussionen ebenfalls Raum gegeben werden. Forschende sind eingeladen, ihre Erfahrungen in und mit den verschiedenen Institutionen zu teilen. Dabei sollen neben den Erfolgsgeschichten auch die vielfältigen Probleme angesprochen werden, die eine solche Forschung mit sich bringen kann.
Lokales Organisationsteam und beteiligte Institute
Prof. Dr. Thade Buchborn, Prof. Dr. Dr. Michael Fischer, PD Dr. Knut Holtsträter, PD Dr. Christofer Jost, Laura Marie Steinhaus MA, Prof. Dr. Konstantin Voigt
Zentrum für Populäre Kultur und Musik, Institut für Medienkulturwissenschaft, Institut für Empirische Kulturwissenschaft, Musikwissenschaftliches Seminar (alle Universität Freiburg) und die Hochschule für Musik Freiburg